Wochenlang war die Strecke zwischen Schellbronn (Enzkreis) und Neuhausen (Enzkreis) wegen Forstarbeiten gesperrt. Sowohl die Landstraße L574 als auch der nicht Fahrbahn begleitende Radweg, der seit 2021 nicht mehr benutzungspflichtig beschildert ist.

Seit Ende April sind die Forstarbeiten beendet, sowohl der Radweg als auch die Landstraßen wurden von den Hinterlassenschaften der Forstarbeiten gesäubert. Der Radweg nicht auf ganzer Länge, die Landstraße komplett.

Die Landstraße ist jedoch weiterhin gesperrt, diese Mal wegen Sanierungsarbeiten des Fahrbahnbelags, die vom Land finanziert werden.1

Auf Anfrage bei der Gemeindeverwaltung teilte man mir mit, dass man seitens der Gemeinde den Radweg trotzdem freigegeben habe und die Absperrungen aufgehoben worden seien.

Soweit die Theorie.

Hinweis

Update Ende Juli 2023: Ich hatte mich diesbezüglich an den lokalen ADFC Pforzheim Enz gewendet und es wurde ein Brief an die Beteiligten geschrieben mit der Bitte um eine Zusatzbeschilderung für Radfahrende. Eine solche Beschilderung wurde auch in den darauf folgenden Wochen nicht hinzugefügt.

Und auch bei der folgenden Sperrung der Ortsdurchfahrt Schellbronn und Umleitung über Würm und Steinegg wurde keine Information für Radfahrende beschildert, obwohl dies sehr einfach möglich gewesen wäre. Details dazu gibt es in einem neuen Blogbeitrag, den ich dann hier verlinken werde.

Und der Radweg?

Ähm, moment, was ist mit einer Sanierung des Radwegs?

Wieso wird der Radweg entlang der Landstraße nicht auch gleich saniert, schließlich befindet er sich meiner Ansicht nach in einem miserablen Zustand.

Hier könnte die Antwort des Landratsamts Enzkreis aus dem Jahr 2020 hilfreich sein auf meine Frage, weshalb der Radweg nicht saniert wird, während in den letzten Jahren auf der Landstraße immer wieder Schlaglöcher saniert wurden. Dankenswerterweise hat der Lokalpolitiker “Günter Bächle” damals meine Frage via Twitter an die zuständige Verwaltung weitergeleitet.

[…] So handelt es sich vorliegend insbesondere nicht um einen landesstraßenbegleitenden Radweg, auch wenn die Situation vor Ort dies anders vermuten lässt. Damit bestand und besteht für den Enzkreis auch keine Unterhaltungs- bzw. Erhaltungspflicht für den Radweg. Dbzgl. gibt es auch keine Vereinbarung, die etwas anderes regelt. […]

Antwort auf die Frage, weshalb der Radweg, im Gegensatz zur Landstraße, nicht saniert wird.

Beitrag auf Herrn Bächles Blog

Und noch schnell ein Blick in die Vergangenheit – Fahrbahnsanierung ja, Radwege nein

Scheinbar ist der Radverkehr auch sonst in Neuhausen nicht von Interesse. Z. B. wurde die Kreisstraße K4559 zwischen Hamberg und Neuhausen im Jahr 2021 saniert, ein Radweg wurde nicht gebaut. In dem selben Jahr wurde die L573 zwischen Steinegg und Neuhausen saniert, der dort existierende Fahrbahn begleitende Radweg nicht. Und auch 2021 wurde die Kreisstraße K4558 zwischen Hamberg und Steinegg saniert und kein Radweg gebaut.

(Hier eine Zeitungsmeldung zu den Sanierungen zwischen den drei Ortsteilen.)

Landstraßen saniert, Radwege “vergessen”. Karte von OpenStreetMap – Copyright by OpenStreetMap Contributors

Radweg ist frei, aber es gibt dazu keine Infos

Zurück zum aktuellen Thema: Der Radweg (der auch von zu Fuß Gehenden benutzt werden darf) zwischen Neuhausen und Schellbronn ist laut Gemeindeverwaltung freigegeben und befahrbar. Das man dort weiterhin fahren kann und darf, weiß man allerdings nur, wenn man ortskundig ist. Eine Beschilderung dieser Situation gibt es nirgends. Dabei ist die Strecke sogar Teil einer ausgewiesenen Radwanderroute, der “Schwarzwälder Höhenradwege”.2

Um den Radweg Neuhausen und Schellbronn benutzen zu können, muss nur wissen, wie man in beiden Orten an den Anfang bzw. das Ende des Radwegs kommt. Die Hauptstraße in Schellbronn ist nämlich ab der Abzweigung nach Hamberg gesperrt.

Keine Info für Radfahrende, dass der Radweg noch befahrbar ist.

Und auch in Neuhausen gibt es keine Informationen für Radfahrende:

Beschilderung der Radwanderroute zeigt geradeaus. Eine Umleitung wird nicht beschildert.
Und hier ist Schluss.

Dass es auch anders geht und man auch Radfahrende über Alternativen informieren kann, das ist derzeit bei der Umleitung des Enztalradwegs in Pforzheim zu sehen. Ja, ausgerechnet Pforzheim macht es besser:

Umleitung des Enztalradwegs am Sedanplatz in Pforzheim mit entsprechender Beschilderung.

Für Radfahrende gefährliche Umleitung – schmal, steiler, weiter

Ich habe auf dieser Karte zwei Strecken markiert: Grün markiert ist die normale Strecke auf dem Radweg von Schellbronn nach Neuhausen, die befahrbar ist. Rot markiert ist die beschilderte Umleitungsstrecke von Schellbronn über Hamberg nach Neuhausen.

Grün ist der Radweg, der befahrbar ist, rot die beschilderte Umleitung. Karte von OpenStreetMap – Copyright by OpenStreetMap Contributors
Hinweis
Hinweise zur Benutzbarkeit des “Radwegs”, der natürlich auch von zu Fuß Gehenden benutzt werden darf, sind auch für diese wichtig, wenn sie keine Ortskenntnisse haben, denn das ist die kürzeste Verbindung zwischen Schellbronn und Neuhausen.

Schmale Fahrbahnen – Keine Radwege

Für Radfahrende ist die Umleitung meiner Ansicht nach keine sichere Strecke. Denn die Landstraße zwischen Schellbronn und Hamberg ist durchgehend schmal, sodass ein Überholen mit dem laut Gesetz notwendigen Mindestabstand von 2 Metern hier gar nicht möglich ist. Einen Radweg gibt es dort nicht.

Ein Lkw passt gerade so auf einen Fahrstreifen.

Die Landstraße zwischen Hamberg und Neuhausen ist etwas breiter aber trotzdem noch so schmal, dass man mit Bussen oder Lkws keinen ausreichenden Überholabstand halten kann. Überholt wird natürlich trotzdem. Auch hier gibt es keinen Radweg.

Hier hat man einen Eindruck über die Breite der Landstraße.

Mehr Höhenmeter und mehr Strecke

Zudem muss man zwischen Hamberg und Neuhausen sehr steile Höhenmeter überwinden und dann noch einmal in Neuhausen, wo man an der tiefsten Stelle des Ortes ankommt.

Berechnet man die Strecken des Radwegs in einem Routenplaner von der Kreuzung in Schellbronn, wo die Umleitung beginnt/endet, bis zum großen Einkaufsmarkt in Neuhausen, wo die Absperrung beginnt/endet, dann sind es 3,1 km und muss 17 m bergauf und 21 m bergab fahren

Auf der Umleitungsstrecke mit dem selben Ziel fährt man 5,5 km, 39 m bergauf und 21 Meter bergab.

Hört sich auf dem Papier nicht nach einem großen Unterschied der Höhenmeter an, aber wenn man vor den Hügeln/Bergen steht, dann ändert sich das sehr schnell.

Denn unter anderem gibt es in der Mitte zwischen Hamberg und Neuhausen eine Kuhle und auf beiden Seiten geht es steil bergauf.

Hier von Hamberg kommend in Richtung Neuhausen.
Hier von Neuhausen kommend in Richtung Hamberg.

Wie man auf den Radweg kommt

Hier der Weg, um in Schellbronn auf den Radweg zu kommen:

So kommt man trotz Absperrung zum Radweg. Karte von OpenStreetMap – Copyright by OpenStreetMap Contributors

Und hier der Weg, um in Neuhausen auf den Radweg zu kommen:

So kommt man trotz Absperrung zum Radweg. Karte von OpenStreetMap – Copyright by OpenStreetMap Contributors

Situation vor Ort, vom Parkplatz des Einkaufsmarkts aus gesehen. Links die Straße “Am Sägewerk”:

Absperrung zur Zufahrt zum Radweg.

Man könnte sehr einfach vor der Umleitungsbeschilderung die von mir markierten Wege für Radfahrende als Umleitung beschildern, man müsste es nur wollen.

Hinweis

Als ich an einem Tag Fotos der Situation machte, waren am Ortsausgang Neuhausen (siehe Foto oben) zufällig Mitarbeitende vor Ort, die damit beschäftigt waren, Strecken auszumessen.

Ich sprach sie an und erläuterte das Problem mit der fehlenden Information, dass der Radweg weiterhin befahrbar ist und auch das Problem mit der schlechten Absperrung am Radwegbeginn/-ende in Neuhausen und schlug vor, zumindest im Bereich Ortsausgang Neuhausen die Absperrung so zu verschieben, dass man ungehindert von der Straße “Am Sägewerk” auf den Radweg kommt. Dies wurde abgelehnt mit der sinngemäßen Aussage: “Wenn Autofahrer ne Lücke sehen, könnten sie rein fahren.”

Man versicherte mir, man werde sich darum kümmern.

Fazit: Wir bauen für …? Nicht für Radfahrende

Am Beginn der Baustelle in Neuhausen steht dieses schöne Schild vom “Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur” und von der “Straßenbauverwaltung Baden-Württemberg”. Das Wort “Sie” könnte man durch “Autofahrende” ersetzen, denn für Radfahrende wird hier absolut nichts getan.

Man hält es noch nicht einmal für notwendig, Radfahrenden die Information zu geben, dass der Radweg trotzdem befahrbar ist und schickt sie auf schmale und somit gefährliche Landstraßen ohne Radwege mit längeren Strecken und mehr Höhenmetern.

Radverkehr scheint hier leider keinerlei Priorität zu haben.

Ich war zuletzt am 08.05.2023 vor Ort und an der Situation hat sich nichts geändert.