Am 24.06.2020 gab es in Karlsruhe eine Infoveranstaltung der Polizei Karlsruhe, bei der es auch um neue Fahrradstreifen ging.

Bjarne, den ich von Twitter kenne, hatte mir am Tag zuvor die Info zu der Veranstaltung geschickt und gefragt, ob ich auch kommen würde. Bjarne ist derjenige, der sich unter anderem dafür einsetzt, dass in Karlsruhe Falschparken korrekt geahndet wird und nicht nur kostenfrei verwarnt, siehe hier.

Spontan sein ist eigentlich nicht so meins. Für um die 100 km an einem Tag war ich eigentlich auch noch nicht fit genug.

Auch mag ich die Strecke Karlsruhe <-> Pforzheim überhaupt nicht, weil es nach Pforzheim bzw. davor (fast) immer flach ist. Man muss demnach immer in die Pedale treten. Ich bin es von hier gewohnt, dass man zwar auch mal einen Berg hochfahren muss, dann aber auch mal mehrere Kilometer rollen lassen kann.

Aber es hat mich gereizt, mal eine Fahrradstaffel der Polizei in echt zu sehen und auch mal jemanden zu treffen, den ich sonst nur via Textkommunikation kenne.

Spoiler: Es geht in diesem Artikel hauptsächlich nicht um die Infoveranstaltung, die ich inhaltlich kaum mitbekommen hatte, sondern um die Eindrücke und Erlebnisse an diesem Tag. Für Informationen zur Infoveranstaltung gibt es hier einen Bericht bei ka-radler.

Auf nach Karlsruhe

Um ca. 11:00 Uhr fuhr ich los in Richtung Karlsruhe. Die Tour führte über Pforzheim, Ispringen, Ersingen, Kämpfelbach, Bilfingen, Königsbach, Remchingen, Kleinsteinbach, Söllingen, Berghausen, Grötzingen, Durlach bis nach Karlsruhe.

Man muss eigentlich nur der Beschildgerung (Radwanderroute) folgen; vorausgesetzt man sieht sie auch. Denn die ausgeschilderte Radwanderroute ist manchmal sehr umständlich gewählt. Statt einfach geradeaus zu fahren, wird man durch alle Winkel eines Dorfs gelotst. Und jedes Mal verpasse ich mindestens eine der Beschilderungen.

In einem Dorf gab es eine große Baustelle inklusive Umleitung für den motorisierten Verkehr. Ob man als Radfahrender durch die Baustelle durchkommen würde, war nirgends beschildert. Das geht auch besser.

Bis Karlsruhe-Durlach kenne ich die Strecke schon relativ gut und bin nur ab und zu auf die Beschilderung des Radwanderwegs angewiesen.

Ankunft in Karlsruhe-Durlach

Die ausgeschilderte Radwanderroute führt über den Bahnhof in Karlsruhe-Durlach.

Dann fährt man weiter über die Autobahnbrücke, auf der es wegen der Autobahn und der S-Bahn extrem laut ist.

Ausblick in Richtung Osten auf die Autobahn

Mit dem Fahrrad durch Karlsruhe

Ab der Durlacher Allee habe ich dann die Fahrrad-Navigation von OsmAnd verwendet. Diese hat mich ausschließlich über Nebenstraßen geführt, wo kaum Fahrzeuge unterwegs waren, eine davon war sogar eine Fahrradstraße.

Normalerweise interessiert mich dieses Sightseeing überhaupt nicht; bei diesem schönen Gebäude (Schloss Gottesaue) habe ich eine Ausnahme gemacht.

Schloss Gottesaue in Karlsruhe

Bei der Navigation mit OsmAnd waren teilweise die Ansagen sehr nervig. Denn bei jeder kleinen Kurve kam die Ansage „Links abbiegen, links halten…“
Aus Sicht einer Karte mag das zwar richtig sein, aber als Radfahrender folgt man hier einfach nur dem Fahrbahnverlauf und bemerkt keinerlei Abbiegungen.

Dann war ich auf einer lang gezogenen Brücke und darunter war zu meiner Überraschung ein Zoo. Es war interessant, aber auch schade, weil ich es nicht mag, wenn Lebewesen eingesperrt weden.

E-Tretroller

Zum ersten Mal überhaupt habe ich E-Tretroller gesehen, die man mieten kann. Der erste, den ich sah, lag quer auf einem Radweg, der nächste Stand mitten auf einem Gehweg und andere waren auch nicht gerade sinnvoll abgestellt.

Interessantes Konzept für Lichtsignalanlagen

Interessant finde ich ein Konzept für Lichtsignalanlagen (Ampeln) in Karslruhe namens „Dunkel-Dunkel-Ampel“. Bei meiner Fahrt waren diese in allen Fällen deaktiviert. Unter den Streuscheiben war ein Schild mit einer Aufschrift wie „Bei Rot drücken“. Ich musste an keiner einzigen Ampel drücken. Dadurch kommt man viel schneller voran.

Was ich nicht schön fand war die durchgängig andere Infrastruktur. Mal gab es einen gemeinsamen Geh- und Radweg, dann gar nichts, dann einen linksseitigen gemeinsamen Geh- und Radweg, dann einen Radfahrstreifen.

Während man mit dem Auto einfach von A nach B fährt und ab und zu Schilder beachtet, muss man mit dem Fahrrad fahrend die ganze Zeit darauf achten, wo in der nächsten Straße der Radweg ist.

Park

Irgendwann kam ich in einem großen Park an. Da waren sogar ein paar Hügel mit ein paar Bäumen auf der Spitze; insgesamt wirkte aber alles sehr künstlich. Es waren auch nur sehr wenige Menschen unterwegs.

Der Treffpunkt für die Veranstaltung sollte an einem See sein. Dort kam ich um ca. 15:00 Uhr an.

Etwas später kam Bjarne dazu und brachte mir auf meine Bitte hin auch noch ganz viel Wasser mit (3*1,5l), das ich für die Rückfahrt brauchen würde. Vielen Dank :)

Ich gab ihm meinen alten OpenBikeSensor. Eigentlich ist es noch der Vorgänger, der RadmesserS, den ich früher verwendet hatte. Dessen Ladebuchse war defekt und ich konnte es nicht selbst reparieren, auch wenn ich schon das Ersatzteil dafür bekommen hatte. Er hat beides übernommen, das Gerät repariert und kann jetzt damit „spielen“, bis er seinen „eigenen“ OpenBikeSensor fertig gedruckt und zusammengebaut hat.

Die Veranstaltung der Polizei Karlsruhe

Dann war die Veranstaltung der Polizei Karlsruhe. Der „KA-Radler“ kam dann auch noch dazu und auch noch jemand, der in diesem Kontext seinen Nicknamen nicht nennen wollte und ich ihn deshalb hier auch nicht schreibe.

Inhaltlich habe ich von der Veranstaltung kaum etwas mitbekommen, weil wir uns die ganze Zeit unterhalten hatten. Auch mit einem Polizisten, der u. a. auch hinter dem Account Polizei_KA auf Twitter steht. Er hatte uns als Teil der Twitter-Fahrradbubble erkannt.

Ich habe zwischendurch auch ein paar Fotos gemacht und war sehr interessiert an der Fahrradstaffel.

Diese beiden Polizisten drehten für die Presse ein paar Runden.

Rückweg

Ungefähr um 19:xx Uhr trat ich meinen beschwerlich werdenden Rückweg an. Beim Anfahren hätte ich beinahe noch einen Unfall mit einem anderen Radfahrer verursacht. Direkt vor den Augen der Polizei :)

Ich war losgefahren, ohne mich ausreichend zu versichern, dass niemand angefahren kam. Ich bin es nicht gewohnt, dass so viele Menschen mit dem Fahrrad unterwegs sind. Aber es ist alles gut gegangen und der andere Radfahrer konnte ausweichen und ich habe mich entschuldigt.

Zu diesem Zeitpunkt war im Park richtig viel los. Ich bin es auch gar nicht gewohnt, so viele Menschen auf einmal zu sehen. Links und rechts auf den Wiesen waren sehr viele Menschen.

Öffentlicher Garten?

An einer Stelle gab es sowas wie einen öffentlichen Garten mit vielen verschiedenen Blumen. Es hätte mich durchaus interessiert, aber ich wollte nach Hause und der Heimweg war noch weit und anstrengend. Leider finde ich dazu keine Informationen.

Raus aus der Stadt

Als ich endlich Karlsruhe-Durlach verlassen hatte, war ich darüber sehr froh. Ab jetzt würde es viel entspannter werden. Länger in der Stadt zu fahren erfordert hohe Konzentration, das mag ich nicht. Hier in Pforzheim fahre ich zwar auch in der Stadt, jedoch immer nur relativ kurze Strecken. Vom Veranstaltungsort in Karlsruhe bis hierher waren es immerhin 10 km.

Königsbach

Um ca. 20:07 Uhr machte ich eine längere pause kurz vor Königsbach. Von dort aus waren es noch ca. 30 Kilometer bis nach Hause.

Wieder in Ispringen – Einmal den Planer in den Hintern treten, bitte

Die ganze Rückfahrt über dachte ich an das extrem steile Teilstück mit Kopfsteinplaster in Ispringen. Hier Fotos von der Hinfahrt.

Wenn ich so müde bin, wie an diesem Tag, dann schaffe ich es nicht mehr, dort hochzufahren. Ich kannte aber bisher nur die ausgeschilderte Strecke, die man auf den Bildern sieht. Dieses Mal nahm ich stattdessen mal die Hauptstraße, da ich annahm, diese würde zumindest asphaltiert sein.

Und siehe da. Man muss nicht mehr ein steiles Stück bergauf fahren, um dann wieder ein paar hundert Meter bergab zu fahren. Nein, auf der Hauptstraße geht es mit nur sehr leichter Steigung die ganze Zeit bergauf. Hier kann ich selbst in sehr müdem Zustand noch locker mit 17 bis 20 km/h hochfahren.

Wer in Ispringen die Route für Radfahrende ausgeschildert hat, bekommt heute vermutlich noch immer Lobesbriefe von Fahrradhassern, verdient aber eigentlich einen Tritt in den Hintern durch Radfahrende.

Pausen

Ich machte immer wieder kleine Pausen, da es wirklich sehr anstrengend war. Ich hatte durch den Fahrtwind auch erst später am Tag bei einer Pause bemerkt, wie heiß es eigentlich war. Der Wasserverbrauch war entsprechend hoch.

Mein Ziel war es, noch vor dem Dunkelwerden in Pforzheim angekommen zu sein. Denn dort kenne ich jeden Winkel und kann auch gemütlich im Dunkeln fahren.

Wieder in Pforzheim

Um ca. 21:40 Uhr war ich wieder in Pforzheim und hatte den ersten Berg von Ispringen kommend beklommen. Jetzt konnte ich bis in die Innenstadt rollen lassen, endlich :)

Dann machte ich noch eine kleine Pause und holte in einer Tankstelle noch etwas zum Essen. Der Mensch an der Kasse war erstaunt darüber, dass jetzt noch jemand mit dem Fahrrad unterwegs war und wünschte mir gute Fahrt.

Um 22:30 Uhr fuhr ich weiter. Die letzten beiden Anstiege an diesem Tag lagen vor mir. Zuerst einer mit circa 200 Höhenmetern und danach einer von 100 Höhenmetern. Insgesamt auf einer Strecke von um die 8 Kilometer.

Nach dem ersten Anstieg machte ich erneut eine Pause und um 23:47 Uhr war ich endlich Zuhause.

Statistiken

  • Strecke: 102,38 km
  • Reine Fahrzeit (ohne Pausen): 5 h 56 min 17 s
  • Durchschnittsgeschwindigkeit: 17,24 km/h
  • Maximale Geschwindigkeit: 55,67 km/h
  • Höhenmeter: 912 (nur hoch)
  • Wasserverbrauch: 5,8 l
  • Es war schön und sehr interessant :)
  • Der Name Karlsruhe ist furchtbar zum Schreiben auf einer Tastatur; in 99 % der Fälle habe ich mich vertippt und musste das erneut ganz langsam und hochkonzentriert tippen.

Und hier noch das Höhenprofil der Strecke von Pforzheim nach Karlsruhe. Zurück dann umgekehrt.

Höhenprofil der Strecke von Pforzheim nach Karlsruhe (erzeugt auf maps.openrouteservice.org).