Ich bin gestern mitgefahren bei der Radsternfahrt nach Stuttgart von Weil der Stadt aus.

Von Pforzheim aus gab es weder offiziell noch inoffiziell eine Tour nach Stuttgart, sodass ich zuerst, natürlich mit dem Fahrrad, nach „Weil der Stadt“ gefahren bin.

Auf nach Weil der Stadt

Ich war trotz Planung zu spät losgefahren, weil ich kurz vorher meinen Fahrradcomputer verlegt hatte.

Um 09:50 Uhr sollte es in Weil der Stadt am Marktplatz losgehen und ich konnte erst um 09:10 Uhr losfahren. Es sind zwar nur ca. 17km, aber zwischendrin geht es doch etwas den Berg hoch. Trotzdem habe ich es geschafft und war nach 34 Minuten dort und konnte gerade noch die Ansage der Polizei zum Verhalten in der Gruppe mitverfolgen.

Dabei wurde erklärt, dass man nicht die Gegenspur nutzen solle, dass man nicht abrupt bremsen solle, Abstand halten und einiges andere mehr.

Los gehts

Die Masse setzte sich bei schönem Sonnenwetter in Bewegung. Ich fuhr als Vorletzter los und bekam von einem Menschen, der durchgezählt hatte, die Information, dass bereits 72 Menschen dabei waren.

Wie auch bei „meiner“ letzten Sternfahrt 2016, die im Jahr 2017 habe ich nicht mitbekommen, habe ich mich schnell nach vorne „durchgearbeitet“, da ich lieber dort fahre. Denn vorne ist meist weniger los und man sieht besser, wo es hingeht.

Hier ein Bild nachdem die meisten schon losgefahren waren:

Polizeiarbeit

Ein Polizeiauto fuhr immer mit Blaulicht vor den Radfahrenden, während die Motorräder schon ein ganzes Stück vorne fuhren, um Zufahrten abzusperren. Hinter der Masse fuhren ein weiteres Polizeiauto und ein Krankenwagen.

Dieselbe „Konfiguration“ konnte ich später in Stuttgart auch bei den anderen Gruppen ausmachen, die von weiteren Städten nach Stuttgart fuhren.

Polizei corkt vor und Radfahrende übernehmen

Ich konnte etwas beobachten, was mir neu war und was gut zu funktionieren scheint.

An jeder Kreuzung/Einfahrt positionierte (corkte) sich zuerst ein Polizist mit seinem Motorrad, um je eine Zufahrt zu sperren. Kurz danach löste einer der vielen „Ordner“ jeden Polizisten ab, sodass dieser zur nächsten Stelle fahren konnten. Man sagte mir, das hätte man von der CriticalMass in Stuttgart so übernommen.

Strecken

Von „Weil der Stadt“ ging es nicht über Radwege sondern über die Hauptstraßen nach Malmsheim und Renningen nach Leonberg zum Marktplatz in der Altstadt. In jedem Ort schlossen sich weitere Radfahrende der Gruppe an.

In Leonberg gab es eine Pause und als die Masse losfuhr waren es dann ca. 300 Radfahrende laut Zählung eines der „Ordner“.

Dann ging es weiter nach Gerlingen, Giebel, Feuerbach, Pragsattel und Stuttgart.

Alle offiziellen Touren, die bei der Radsternfahrt am 10. Juni 2018 nach Stuttgart führten, kann man hier nachlesen.

Ankunft und meine Rückfahrt

Um 12:55 Uhr kamen wir in Stuttgart in der Nähe der Liederhalle an. In Stuttgart war dann noch eine Rundfahrt geplant.

Im Jahr 2016 bin ich diese Rundfahrt mitgefahren, doch gestern war vorher schon für mich Schluss, da für mich – wie erwartet – zu viele Menschen dort waren und ich mich unwohl fühlte.

Also beschloss ich nach kurzer Wartezeit, zum Hauptbahnhof in Stuttgart zu fahren, und von dort aus zurück nach „Weil der Stadt“ zu fahren, noch bevor die Rundfahrt zu Ende ging und alle Bahnen voll werden würden.

Und am Bahnhof waren auch sooo viele Menschen…

Wie es aus meiner Sicht war

Ich habe mich mehrmals zurückfallen lassen und bin dann wieder an den anderen Radfahrenden vorbei nach vorne gefahren. Dabei habe ich mir wieder ganz viele interessante Fahrräder angesehen, einige Leute mit Fragen zugetextet und auch einiges von der Organisation und dem Ablauf der Sternfahrt erfahren.

Alter

Es waren Menschen verschiedenen Alters vertreten. Von ganz jungen Menschen von geschätzt fünf Jahren zu etwas älteren Menschen um die 70 oder älter.

Die kleinen Menschen fuhren, auch auf Aufforderung des „Tourenleiters“, vorne mit, damit sie das Tempo vorgeben konnten.

Vielfahrer, Seltenfahrer, Alltagsfahrer, E-Bikes, …

Es waren Menschen dabei, die sehr viel Fahrrad fahren, als auch solche, die es eher selten tun. Beides erkennt man bei einem Radfahrenden ziemlich gut an der Wadenmuskulatur. Auch hört man bei leichten Anstiegen ganz gut, wer trainiert ist und wer direkt einen oder mehrere Gänge herunterschaltet.

Bei einem der Mitfahrenden konnte ich an verschiedenen Teilen des Fahrrads Spinnweben ausmachen.

Ich hatte den Eindruck, dass der Anteil der E-Bikes geringer war als bei den Radfahrenden, denen ich sonst im Alltag begegne.

Ich habe mehrere Tandems gesehen, Klappräder, ein Riesenrad, und vieles mehr.

Landschaft

Landschaftlich war die Strecke von Weil der Stadt bis Leonberg sehr interessant für mich. Ich war zwar schon in allen diesen Orten, aber die gefahrene Strecke und die entsprechenden Aussichten waren mir neu.

Geschwindikeit

Die Durchschnittsgeschwindigkeit in der Masse betrug so ca. 15 bis 17km/h.

Je näher wir dem Ziel kamen, desto mehr Radfahrende wurden es und desto langsamer wurde die Geschwindikeit. Kurz vor dem Ziel wurde immer wieder getoppt. Einmal wurde auf eine Gruppe aus einer anderen Stadt gewartet und einmal mussten wir an einer Kreuzung sechs Minuten warten, bis eine andere Gruppe durchgefahren war.

Es war schon krass, so viele Radfahrende zu sehen.

Ausrüstung der Teilnehmenden

Interessant fand ich auch, dass bis auf die „Ordner“ fast niemand eine Sicherheitsweste trug. Das fand ich ansich gut, denn man wird zwar besser wahrgenommen mit einer Weste, man ist aber nicht davor geschützt, trotzdem „übersehen“ zu werden. Und wenn jeder mit einer solchen Weste unterwegs wäre, würde sie letztlich auch nichts mehr bringen.

Ich trage deshalb eine Weste, weil ich auch im Dunkeln auf Landstraßen unterwegs bin und da ist jede Reflektion aus meiner Sicht besser.

Die meisten Mitfahrenden trugen einen Helm. Auch hier soll jeder für sich selbst entscheiden, ob er einen haben möchte. Aber ohne Helm wüsste ich gar nicht, wo ich meine Kamera und mein Rück-Blinklicht befestigen sollte :)

Stimmung

Ab und zu heulte mal das Megafon des „Tourenleiters“ auf, vor allem, wenn er in jeder Stadt die ein oder andere Ansage machte. Es wurde gesprochen, war aber sonst ziemlich ruhig. Von anderen Teilnehmenden habe ich keine Musik gehört.

Einmal habe ich irgendwo weit hintermir gehört, wie jemand kurz zu sowas rief wie „das muss doch nicht sein“. Sonst habe ich keine Zwischenfälle mitbekommen.

Es ist eine interessante Erfahrung, dass man sich, bis auf die anderen Radfahrenden, um den umgebenenden Verkehr gar nicht kümmern muss.

Zwischendurch war es für mich so, auch dank der leisen Musik aus meinem Lautsprecher, als ob ich alleine fahren würde. Das war sehr entspannend.

Die Autofahrendenden, die uns entgegenkamen, fuhren fast ausschließlich sehr langsam an uns vorbei. Mir ist nicht bekannt, ob sie das von sich aus taten oder ob sie von den vorausfahrenden Polizisten dazu angewiesen wurden.

Mein Fazit

Ich werde auch bei der nächsten Radsternfahrt nach Stuttgart wieder mitfahren.

Vielleicht traue ich mich nächstes Mal, bei der Rundfahrt in Stuttgart mitzufahren.