Die “Reise” selbst hat bereits im August 2016 stattgefunden, aber für meine Erinnerung möchte ich trotzdem all das aufschreiben, was mir aktuell noch dazu einfällt – und das sind sehr viele Details. Und auch alles was ich aus den per OsmAnd aufgezeichneten GPX-Tracks und den wenigen Fotos herleiten kann.

Der erste Tag der Tour ist hier beschrieben.

Guten Morgen

Ich bin lange wach, bevor die anderen Menschen aufstehen. Wieder gehe ich eine Runde im See schwimmen, danach duschen und fertig machen.

Hier ein paar Bilder vom Badesee direkt vor dem Zelt:

Der private Badesee des Campingplatzes bei Sonnenaufgang.
Sonnenaufgang über dem Badesee.

Schöner Campingplatz

Der Campingplatz gefällt mir insgesamt gut. Die sanitären Einrichtungen sind altbacken aber voll funktionsfähig und das ist schließlich das Wichtigste. Der Platz wirkt auf mich ziemlich gemütlich.

Fitness

Habe gut geschlafen, erholt bin ich allerdings noch nicht. Die 120 km am Vortag waren zu viel und ich bin zu schnell gefahren. Daher beschließe ich, statt der geplanten Tagesetappe von 140 km, einen näher gelegenen Campingplatz anzusteuern.

Ersteinmal werden aber noch Fotos gemacht:

Kagube hält eine Blume
Kagube auf dem Gras, im Hintergrund der Badesee

Campingplatzsuche

Danach schaue mir potenzielle Ziele auf dem Laptop an.

Währenddessen spricht mich die “Zelt-Nachbarin” an, die mit Freundin und Fahrrad unterwegs ist, allerdings in aus meiner aktuellen Sicht sehr kleinen Etappen von maximal 60km pro Tag. Und sie fahren in die entgegen gesetzte Richtung. Beide kommen von dort, wo ich heute hin möchte.

Mir wird ein Campingplatz in 100 km Entfernung empfohlen, den ich mir als Tagesziel setze.

Und los

Ich stelle erst noch das Zelt in die Sonne und es trocknet ziemlich schnell. Nach dem Packen geht es los um ca. 9 Uhr. Ich nehme mir vor auf dem Weg eine Möglichkeit zum Frühstücken zu finden. Denn aus meinem Plan, selbst Frühstück zu machen, ist wieder nichts geworden.

Route

Über Biblis und anschließend durch das Naturschutzgebiet “Knoblochsaue” bei Stockstadt am Rhein geht es nach Norden bis nach Leeheim.

Ich sehe auf dem Weg dorthin ein paar geöffnete Bäckereien, will aber erst später frühstücken. Dann ist es aber zu spät, denn ich finde nichts mehr. In Leeheim angekommen frage ich Menschen an der Straße nach einer Möglichkeit, etwas zu essen zu bekommen. Sie beschreiben mir einen Weg aber anscheinend habe ich etwas übersehen und finde die Wirtschaft nicht.

Dann geht es in Richtung Rheindamm, vorbei an einem Badesee. Ich hätte Lust, etwas schwimmen zu gehen, aber ich habe heute noch viel vor.

Sonntagsfahrer

Hier am Rheindamm sind unglaublich viele Fahrradfahrer unterwegs. Die Sonne scheint und der Himmel ist frei und blau.

Wenige hundert Meter vor mir fällt mir ein Rennradfahrer auf und ich habe den Eindruck, dass ich ihn einholen könnte, weil er langsam zu fahren scheint. Mich packt der Ehrgeiz und ich gebe Gas. Nach ein paar Minuten und Kilometern habe ich ihn eingeholt und fahre mit vollgepacktem Rad mit 30 km/h an ihm vorbei und lasse ihn weit hinter mir!

Ich frage mich dabei, wozu man so ein schönes und leichtes Rennrad hat, wenn man dann mit 20 km/h über die Lande fährt. Ich gehe nicht davon aus, dass er nur eine kleine “Tretpause” gemacht hat, dafür habe ich ihn zu lange beobachtet.

Pause

Nach 2,5 Stunden und 40 km mache ich am Rheindamm bei Hessenaue eine Pause, stelle mein Rad ab, packe ein paar Sachen zum Essen aus, mache mir Musik an und lege mich auf den Boden. Wie sonst auch, wenn ich unterwegs bin.

Das mögen die Menschen gar nicht; immer wieder halten Leute und fragen mich, ob alles in Ordnung sei oder rufen mir zu.

Einerseits beruhigend, dass so viele Menschen reagieren, andererseits aber auch merkwürdig, dass sie das nicht nachvollziehen können, dass man sich einfach mal hinlegt.

Hier entstehen wieder ein paar Fotos:

Kagube am Rheindamm bei Hessenaue.
Kagube am Rheindamm bei Hessenaue.
Flugzeug ganz weit weg bei Hessenaue.

Nach ca. 40 Minuten geht es weiter. Zwischenzeitlich hat mich der Sonntagsfahrer eingeholt :P

Wasser unterwegs

Es ist an diesem Tag wieder sehr heiss und mein Wasserverbrauch entsprechend hoch. So viel Wasser kann und will ich nicht beim Start mitnehmen. Deshalb frage ich immer wieder Menschen, die in ihren Gärten sitzen, ob sie mir bitte meine Wasserflaschen auffüllen könnten. Niemand hat bisher verneint und alle scheinen froh zu sein, dass sie helfen konnten. Danke dafür :)

Alles flach

Ich vermisse übrigens schon seit gestern das eigentlich für mich gewohnte Auf und Ab beim Radfahren. Hier ist alles flach. Der einzige “Berg”, den man hochfahren muss, ist entweder eine Auffahrt auf einen Damm oder auf eine Brücke.

Ich bin es gewöhnt, dass man zwar oft den Berg hoch muss, sich dann aber auch Kilometer-weit rollen lassen kann. Hier im Flachland ist das anders. Wenn man nicht kontinuierlich tritt, dann kommt man nicht voran. Ich empfinde das als demotivierend. Ausserdem verleitet es mich dazu, trotz der Erfahrungen von gestern, schneller zu fahren, als es sinnvoll wäre.

Mittagszeit

Passend zur Mittagszeit sehe ich bei Kilometer 73 und 5 Stunden Fahrtzeit einen mit Menschenmassen überfüllten Campingplatz mit nebenstehender Freiluftwirtschaft neben der Radstrecke. Ich entschließe mich dazu, hier etwas zu essen. Doch die Auswahl ist riesig und ich brauche lange, bis ich etwas gefunden habe; Currywurst mit Pommes.

Ufo

In dieser “Wirtschaft” sehe ich etwas, das mir ganz neu ist. Man bezahlt das Essen und bekommt einen kleinen, mit LEDs besetzten Gegenstand an der Kasse. Ich weiß nichts damit anzufangen und frage nach.

Man erklärt mir, dass dieses Ding anfangen würde zu blinken und zu vibrieren, wenn ich an der Essensausgabe mein bezahlten Essen abholen könne. Nett…

Ich suche mir einen etwas von den Menschenmassen entfernten Baum und esse gemütlich.

Weiter…

Ca. eine Stunde fahre ich weiter in Richtung Bingen. Dort sehe ich einen kleinen Eisstand und gönne mir einen Eisbecher und dann noch einen. Ich bin schon ziemlich fertig und freue mich auf die baldige Ankunft am geplanten Campingplatz.

Von Bingen aus fährt man immer mehr oder weniger dicht am Rhein entlang.

Als ich nach fast neun Stunden und 106 km endlich total erschöpft ankomme, ist mir der Campingplatz auf Anhieb antipathisch. Ich bestelle mir aber trotzdem noch Currywurst mit Pommes und überlege, welche alternativen Campingplätze es gibt.

Nächster Campingplatz

Der nächste Campingplatz ist der ursprünglich eingeplante in Osterpai und noch knapp 30 km entfernt. Ich rechne mir meine Chancen aus, noch bei Tageslicht dort anzukommen. Und die Pforte hat auch nicht ewig geöffnet. Da ich definitiv nicht hier bleiben möchte, fahre ich total ermüdet los und überlege bereits, ob es nicht sinnvoll wäre, die Reise abzubrechen und am nächsten Tag mit der Bahn zurück nach Hause zu fahren.

Der weitere Weg ist gut zu fahren, zwar immer an der Straße und am Rhein entlang, aber dafür eben und mit gutem Belag. Nach einer halben Stunde muss ich eine Pause machen und danach geht es weiter mit einer für meinen aktuellen Zustand ziemlich hohen Durchschnittsgeschwindigkeit von ca. 23km/h und guter Musik auf der Lautsprecherbox. Zur Freude der Fahrradfahrer, die ich überhole.

Total erschöpft komme ich an meinem Ziel an, die Pforte wird demnächst schon geschlossen. Nach der Anmeldung suche ich mir einen passenden Zeltplatz, baue alles auf und gehe ziemlich schnell schlafen. Dieser Campingplatz ist ein Kontrastprogramm zu dem bei Biblis. Hier scheint das Prinzip der Massenabfertigung zu gelten, aber trotzdem ist es nicht unangenehm hier.

Die Speichen am hinteren Laufrad haben sich übrigens wieder gelockert und ich ziehe sie erneut an, dieses Mal sehr viel kräftiger als am Vortag.

Bahn, Schiffe, laut…

Es ist hier nachts verdammt laut; nicht wegen der Menschen, sondern wegen der Züge, die in der Nacht sowohl linksrheinisch als auch rechtsrheinisch fahren und wegen der auf dem Rhein fahrenden Schiffe, deren tieffrequente Motoren man kilometerweit hören kann.

Bilanz

Bilanz des heutigen Tages: 140 km bei einer ø-Geschwindigkeit von 19,99 und 07:15 Stunden reiner Fahrtzeit.

Statt der eigentlich für heute geplanten kürzeren Strecke bin ich noch weiter gefahren als gestern. Ich entscheide mich endgültig, dass ich am nächsten Tag mit der Bahn nach Hause fahren werde.

Schlaf gut…

Hier geht es zum Bericht des dritten Tages.