Vor ein paar Tagen hatte ich die Nase endgültig voll von Thunderbird; es hat mal wieder meine Kontakte nicht richtig synchronisiert, oder auch gar nicht mehr.
Bin wegen solcher Probleme in der Vergangenheit schon von Tine zu Baikal und vor wenigen Wochen erst zu ownCloud als Synchronisationsserver gewechselt. Am Anfang hat es immer wunderbar funktioniert, aber später dann nicht mehr, wie auch jetzt wieder. Die anderen Clienten im Netz synchronisier(t)en übrigens mit allen verwendeten Lösungen immer korrekt.
Da ich seit längerem wieder mit KDE bzw. neuerdings Plasma 5 arbeite, wollte ich nach sehr langer Abstinenz mal wieder die PIM (Personal Information Management) Suite von KDE ausprobieren, kurz Kontact, welches letztlich nur etwas mehr als ein Riesenfenster für verschiedene KDE Programme ist, unter anderem für KMail.
Vergangenheit
So richtig hatte ich die PIM Suite von KDE das letzte Mal zu Zeiten der KDE 3er-Version verwendet und war damals sehr zufrieden damit.
Als dann KDE 4 kam und alles erst einmal nicht zu gebrauchen war, bin ich zu Thunderbird gewechselt.
Daher folgt eine Beschreibung der Dinge, die mir als Umsteiger sowohl positiv als auch negativ aufgefallen sind an KMail besonders und auch an zwei anderen Komponenten von Kontact, nämlich KOrganizer und KAddressBook.
Umzug
Es gibt in KMail einen Assistenten für den Import von Emails, Einstellungen und Filtern von Thunderbird. Bei zwei Versuchen hat das aber nur für Emails funktioniert, nicht für Einstellungen und Filter.
Nach dem Import der Emails kamen teilweise Accounts und Emails zutage, die ich bereits vor Jahren gelöscht habe; anscheinend löscht Thunderbird diese nicht immer zuverlässig, auch wenn man immer wieder die Funktion „Ordner komprimieren“ anwendet, welche gelöschte Mails eigentlich endgültig entsorgen sollte.
Struktur
Wer es von Thunderbird gewohnt ist eine komplette Struktur von Inbox, Outbox, etc. für jeden Email-Account zu haben, muss sich diese bei KMail selbst einrichten. Denn alle Emails von POP3-Accounts landen immer in derselben und einzigen Inbox.
Man kann sich aber mit entsprechenden Filtern die altbekannte Struktur selbst realisieren.
Das war auch zuerst meine Idee, habe mich dann aber auf das „Neue“ eingelassen und bin jetzt von einer Ordnerstruktur überzeugt, die Projekt-orientiert ist, statt Konten-orientiert.
D. h. egal von welcher Email-Adresse eine Email gekommen ist, sie landet z. B. in einem Ordner für Bestellungen von Geschäft A, in Projekt X, Projekt Y, usw.
Nur IMAP-Accounts haben eigene Ordnerstrukturen, aber auch deren Nachrichten kann man per Filter in die „lokalen Ordner“ verschieben lassen.
Identitäten
Während es bei Thunderbird Konten für Mailabruf und Mailversendung gibt, so gibt es in KMail zusätzlich noch Identitäten (Settings -> „Configure KMail…“ -> „Identities“).
Pro Identität werden sämtliche Einstellungen hinterlegt zur Verschlüsselung von Emails, Signatur, Ordner für gesendete Emails, für Templates, bevorzugter Name und mehr. Auch lässt sich hier einstellen, welcher SMTP-Account für das Versenden von Emails verwendet werden soll.
KMail und GoogleMail
Beim ersten Versuch, Emails mit KMail von Googlemail abzurufen kommt eine Fehlermeldung mit Link (siehe hier), die besagt, dass KMail als „weniger sicherer Client“ eingestuft wird. Dazu bekommt man in sein Googlemail-Konto eine Email in der die Möglichkeit gegeben wird, eine entsprechende Einstellung zu verändern, damit das Abrufen der Mails zukünftig funktioniert.
Ein Mensch sagte mir heute, dieser „Fehler“ käme bei allen Nicht-Google-Anwendungen, die er bisher genutzt hätte…
Was mir nicht so gut gefällt an KMail
- Der kleinste Intervall zum Abrufen von Emails beträgt 5 Minuten.
Was mir richtig gut gefällt
Integrierte Backupfunktion
Unter Settings -> „Configure Automatic Archiving…“ kann man einstellen, dass von beliebigen Ordnern automatisch Backups erstellt werden sollen; z. B. von „Local folders“, wo dann letztlich alles bis auf IMAP-Konten drin ist :)
Es lassen sich beliebig viele solcher Backup-Anweisungen erstellen.
Auch die Anzahl der Backups ist einstellbar, hier im Screenshot 7 Backups. Danach wird (so die Vermutung), das älteste Backup gelöscht.
Alternativ lässt sich ein Backup des aktuell ausgwählten Verzeichnisses erstellen über „Folder“ -> „Archive Folder…“.
Ist das Backup abgeschlossen, erhält man eine Benachrichtigung.
Alle weiteren Informationen zu dieser Funktion gibt es auf der Hilfeseite von KMail, siehe hier.
Da KMail für das Ablegen der Emails das Maildir-Format verwendet, gibt es für jede Email eine Datei; man kann also auch ohne Email-Programm noch damit arbeiten.
Adressbuch und Kalender per DAV
Thunderbird kann von sich aus nur auf CalDAV-Ressourcen zugreifen, also auf Kalender, jedoch nicht ohne zusätzliche AddOns auf CardDAV für Adressbücher.
Letzteres war immer wieder ein Ärgernis, weil geänderte Daten von Kontakten nicht mehr synchronisiert wurden.
KOrganizer und KAddressBook können im Gegensatz zu Thunderbird von Haus aus auf CalDAV und auf CardDAV zugreifen. Es gab keinerlei Probleme beim Synchronisieren.
Im Hintergrund
Hier kommt ein Feature, das mir sehr gut gefällt: Es läuft alles im Hintergrund.
Die Konten zum Abrufen der Emails und zum Synchronisieren der Kontakte und Kalender werden zwar in KMail, KOrganizer und KAddressBook angelegt, jedoch wird dafür im Hintergrund Akonadi verwendet.
Das bedeutet, dass diese Konten abgerufen/synchronisiert werden, sobald Akonadi läuft; und dieses startet normalerweise direkt beim Login des Benutzers mit.
Somit erhält man auch dann eine Benachrichtigung über neue Emails, wenn Kontact bzw. KMail gar nicht laufen; genial :)
Man kann dieses Verhalten aber abstellen.
Suche im Adressbuch
Bei Thunderbird kann man die Suche nicht wirklich sinnvoll nutzen, da nur die Felder Email und Name durchsucht werden.
In KAddressBook dagegen werden so ziemlich alle Felder durchsucht, man kann somit z. B. alle Kontakte finden, die in einer bestimmten Straße wohnen oder eine bestimmte Telefonnummer haben.
Aufgaben
In KOrganizer kann man – im Gegensatz zu vielen anderen Aufgabenverwaltungen – auch Unteraufgaben erstellen.
\o/
Oder alles in kurz: Wow :)
Endlich wieder eine integrierte Lösung für PIM wo einfach alles tut, so wie früher.
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